Fischtreppe an der Schließ

Ökologisch wichtig zur Erhaltung der Artenvielfalt im Schwarzbach.

Ob Fortpflanzung, Nahrungssuche oder Überwinterung – die Zweibrücker Fischaufstiegsanlage (Fischtreppe) auf Höhe der Schließ stellt die Durchgängigkeit des Schwarzbachs im Stadtgebiet sicher und ermöglicht den Populationsaustausch. Die Fische überwinden dabei einen Höhenunterschied von über drei Metern auf einer Länge von 42 Metern.
Potenziell geeignete Laichhabitate befinden sich weiter flussaufwärts am Schwarzbach sowie am Auerbach, der in Niederauerbach in den Schwarzbach mündet. Diese Habitate zugänglich zu machen, ist die Hauptaufgabe der Fischtreppe.

Lachswanderungen wie in Nordamerika sind bei uns nicht zu beobachten. Dafür können jedoch ganzjährig Fischarten wie Bachforelle, Äsche, Flussbarsch, Rotauge und andere durch die installierte Live Cam beobachtet werden.
Die Fischtreppe wird seit ihrer Fertigstellung im Herbst 2014 vom UBZ betrieben.

Bau und Entstehung.
Ökologische und bauliche Herausforderung angenommen und gemeistert.

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Ökologische und bauliche Herausforderung angenommen und gemeistert

Die Planungen für das Projekt „Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Schwarzbachs“ begannen im Jahr 2009. Nachdem im ersten Schritt 2011 der Schwarzbach im Innenstadtbereich ökologisch aufgewertet und damit für die Fische etwas „wohnlicher“ gestaltet wurde, starteten im April 2013 die Bauarbeiten für die Fischtreppe. In Betrieb genommen wurde die Anlage schließlich im Sommer 2014.
Werden durch die Neuankömmlinge heimische Arten verdrängt, Lebensräume beeinträchtigt, die Artenvielfalt oder die Gesundheit des Menschen gefährdet, werden diese Arten als invasiv bezeichnet. Invasiv kommt aus dem lateinischen und bedeutet „einfallen, eindringen“.
Ein beeindruckendes Bauwerk.
Aufgrund der schwierigen Baugrundverhältnisse und der Lage innerhalb der Denkmalzone Schwarzbach war der Bau der Anlage äußerst aufwendig.
Konstruktiv handelt es sich bei der Fischtreppe um einen sogenannten geschlossenen Bohrpfahlkasten mit einer Breite von etwa 6 Metern und einer Länge von 80 Metern. Die Außenwände wurden nicht wie üblich eingeschalt und betoniert. Stattdessen wurden – vereinfacht ausgedrückt – große Löcher gebohrt und einzeln mit Beton verfüllt. Diese Bohrpfähle haben einen Durchmesser von 90 Zentimetern, reichen bis zu 14 Meter in die Tiefe und sind oben durch einen Betonkopfbalken verbunden.
Im Auslaufbereich der Fischtreppe wurde die Sohle des Schwarzbachs auf einer Länge von etwa 60 Metern um bis zu 1 Meter tiefer gelegt. Der von außen sichtbare Teil der Anlage macht nur rund 20 % des Bauwerks aus, der Rest verbirgt sich im Erdreich.

Gut zu wissen.
Wozu wird eine Fischtreppe benötigt?

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Gut zu wissen

Wozu wird eine Fischtreppe benötigt?
Fast alle Fischarten unternehmen im Laufe ihres Lebens mehr oder weniger lange Wanderungen. Dabei bewegen sich die Fische im Wesentlichen zwischen drei verschiedenen Habitattypen: Rückzugs-, Nahrungs- und Laichhabitaten.
Neben den bekanntesten Wanderfischen, wie Aal und Lachs, führen auch typische größere Flussfische wie Barbe und Nase regelmäßig Wanderungen von vielen Kilometern zwischen Laichgebieten und ihren sonstigen Aufenthaltsorten durch. Auch reine Nahrungswanderungen zwischen dem normalen Aufenthaltsort und Bereichen mit einem besonders guten Nahrungsangebot können sich über mehrere Kilometer erstrecken. Rückzugshabitate suchen Fische vor allem in den Wintermonaten oder bei ungünstigen Wasser- und Abflussbedingungen, etwa während Hochwasser, auf.
Damit eine Fischart langfristig überleben kann, ist es essenziell, dass die Tiere alle benötigten Habitate im Laufe ihres Lebens erreichen können. Wird ihnen dies verwehrt, stirbt die Art mit der Zeit aus.
Dieses Problem ist besonders in stark veränderten und ausgebauten Gewässern wie dem Schwarzbach relevant. Hier liegen die für Fische wichtigen Habitate oft deutlich weiter auseinander als in naturnahen Gewässern. Die Folge: Ehemals häufige Arten wie Barbe und Nase kommen heute im Schwarzbach nur noch in Restbeständen vor. Ein Hauptgrund dafür ist das Fehlen von Kiesbänken, die als Laichhabitat und Kinderstube dienen. Ohne solche geeigneten Laichplätze haben Jungfische – und damit die gesamte Art – langfristig keine Überlebenschance.
Potenzielle Laichhabitate befinden sich weiter flussaufwärts am Schwarzbach sowie am Auerbach, der in Niederauerbach mündet. Diese Laichgebiete zugänglich zu machen, ist die Hauptaufgabe der Fischtreppe an der Schließ.
Rechtliche Anforderungen
Neben ökologischen Aspekten spielen auch rechtliche Vorgaben eine wichtige Rolle. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aus dem Jahr 1999 fordert den Erhalt bzw. die Wiederherstellung des natürlichen Zustands der Gewässer. Ein wesentliches Kriterium hierfür ist die Durchgängigkeit für Fische. Die WRRL wurde 2003 in deutsches Recht überführt, und die Umsetzung liegt in der Verantwortung der Gewässerunterhaltungspflichtigen.
Im Fall des Schwarzbachs im Stadtgebiet ist die Stadt Zweibrücken zuständig. Die Umsetzung der WRRL ist eine sogenannte Pflichtaufgabe der kommunalen Selbstverwaltung und muss entsprechend erfüllt werden.

Bildgalerie

Einblicke in die Entstehung

Live Cam

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Um die Fische beobachten zu können, wurde in der Fischtreppe eine Kamera installiert, mit dieser zugleich eine Aussage über die Funktionsfähigkeit der Fischtreppe getroffen werden kann.
Es konnten bisher die Befischung sowie das komplette typische Arten- und Größenspektrum Innerhalb der Anlage über die Kamera nachgewiesen werden. Von den etwa 20 im Schwarzbach heimischen Arten konnten bisher 14 (Aal, Äsche, Bachforelle, Bachschmerle, Elritze, Groppe, Schneider, Rotauge, Hasel, Gründling, Stichling, Bachneunauge, Döbel, Barsch) unterschiedlichster Größen von 2 bis 95cm innerhalb der Anlage beobachtet werden. Hinzu kommen diverse nicht heimische Arten (Regenbogenforelle, Bachsaibling, Karpfen, Giebel, Katzenwels). Somit ist die Anlage für alle vorkommenden Arten und Größen als voll passierbar einzustufen. Live Cam starten